Sonntag, 7. Dezember 2008

Die BELUGA RACER wird fit gemacht für das wilde Südmeer

Das Neuste vom Kap:

Dezember 5, 2008
(von Timo - Beluga Racer PR)

Boris Herrmann und Felix Oehme bereiten sich und ihr Boot auf zweite Etappe vor
- Position 33° 55.14S – 18° 26.33E – Kapstadt, Südafrika -

Das, wofür es sich derart zu quälen lohnt, erfahren leidenschaftliche Regatta-Segler wie Boris Herrmann und Felix Oehme weit draußen auf dem Meer. Denn als Teilnehmer des Portimão Global Ocean Race liegt der größte Teil der Weltumseglung noch vor ihnen. Insgesamt 30.000 Seemeilen und acht Monate auf See bedeuten etliche Entbehrungen und gefährliche Abenteuer, aber auch unvergleichliche Sonnenuntergänge, die hautnahe Begegnung mit Walen und Delfinen sowie neue Erkenntnisse und Erweiterungen des Horizonts inbegriffen. Den ersten Part von der portugiesischen Algarve binnen fünf Wochen bis kurz vor die brasilianische Küste und zurück über den Atlantik bis zum Zieleinlauf am Kap der Guten Hoffnung am 16. November haben die Deutschen als Etappensieger abgeschlossen. In einer Woche wird das Rennen fortgesetzt. Es geht in den sagenumwobenen wilden Süden, mitten hinein in die sprichwörtlichen „Brüllenden Vierziger“ jenseits des 40. Grads südlicher Breite, wo Stürme und Wellen mehr denn irgendwo sonst auf der Welt den Ton angeben.

Kapstadt-Wellington (Neuseeland) – mit 7500 Seemeilen wird die zweite zugleich die längste Etappe des Rennens. Boris Herrmann und Felix Oehme können sich derzeit in Südafrika abgesehen von vielleicht wenigen Tagen der Ruhe und des Abschaltens nicht viel Freizeit gönnen. Natürlich, ein paar Mal „Braai“, der südafrikanische Volkssport des Grillens, und ein bisschen Kite-Surfen, doch ansonsten drehen sich die Tage um die Wahrnehmung einiger repräsentativer Termine sowie insbesondere um die Vorbereitung der Yacht „Beluga Racer“ – ihrem 40 Fuß langen Zuhause und Fortbewegungsmittel. „Wir konnten noch nicht einmal auf den Tafelberg. Wir haben zwar versucht, uns die Wochenenden frei zu halten, waren sonst aber von morgens bis abends im Yachtclub oder auf dem Schiff“, blickt Felix Oehme zurück, wohl wissend, dass erst recht die kommende Woche, die letzten Tage vor dem Start zur zweiten Etappe „volle Action mit steigendem Adrenalinspiegel“ bedeuten werden.

Boris Herrmann und Felix Oehme sagen, sie hätten „ein gutes Gefühl“ was ihr Boot angeht. Am vergangenen Mittwoch, 3. Dezember, waren sie auf dem Meer und haben das neue Großsegel getestet. Zusätzlich wurden beispielsweise in den zurückliegenden Tagen zwei Winschen überholt, einige Leinen getauscht, hier und da weitere Ausbesserungen vorgenommen und einmal ging es auch mit dem Hochdruckreiniger quer über die Rennyacht. Dem ganzen Arbeitsprogramm war dabei stets die Suche nach dem entsprechenden Segelequipment-Experten irgendwo in der Zweieinhalb-Millionen-Einwohnerstadt Kapstadt vorausgegangen. „Und genau das ist auch das Tolle und Spannende an unserer Zeit hier“, sagt Felix Oehme, „als wir Kapstadt anliefen, waren wir noch wie Touristen, inzwischen fahren wir zu diversen Spezialgeschäften, von denen nur Einheimische wissen, wo sie sind.“

Am kommenden Donnerstagabend ist das Gefühl, ein Einheimischer zu sein, wohl wieder vorüber und es wird hochemotional. Das „Farewell-BBQ“ mit Bildern und Musik, welche auf die Tränendrüse drücken, wie Felix Oehme vermutet, verabschiedet die Segelteams offiziell von ihrer kurzen Erholungszeit auf dem Festland, ehe diese zwei Tage später die harte Südmeer-Etappe in Angriff nehmen. Festlich und ohne Tränen wurde Boris Herrmann und Felix Oehme für ihren Auftakterfolg jetzt während einer Zeremonie in der Mayorie Banqueting Hall in Kapstadts Regierungszentrum als Preis eine gravierte Kristallkaraffe überreicht. Es gab feierliche Ansprachen, als Aufmerksamkeit Blumen für die von den Teams an Land zurückgelassenen Damen, der Regierende Bürgermeister Grant Haskin gratulierte, Honoratioren in feinem Zwirn applaudierten – und dazwischen standen in zusammengesuchtem oder geliehenem „Ausgehdress“ die insgesamt zehn legeren Segler aus sechs Ländern und genossen diese Form der Anerkennung.

Die Karaffe wird den Weg an Bord der „Beluga Racer“ wahrscheinlich nicht finden. „Die ist schick, aber zu schwer und wir müssen auf ein optimales Gesamtgewicht des Bootes achten“, sagt Felix Oehme. Vermutlich reist die Trophäe daher im Container den Skippern um die Welt hinterher. Dafür haben die beiden Deutschen schon einmal in Augenschein nehmen können, was sie im Sommer nächsten Jahres gewiss nicht in einem Container verstauen würden: Ein abstrahiertes Segelschiff, gestaltet von einem Künstler aus Portimão – der Preis für den Gesamtsieg beim ersten Portimão Global Ocean Race. Auch etwas, wofür sich die Qualen lohnen.

Fotos: www.beluga-racer.com