Dienstag, 12. Juli 2011

Transatlantic Race 2011 - Krimi vor der irischen Küste

Langsam wird das Blatt gelegt, und das Feld rückt auf den Kontinentalschelf. Das führt dann irgendwann zu dem Phänomen, dass der Rudergänger unruhig wird, weil nur noch wenige hundert Meter wasser unter dem Kiel sind. Man hat sich an die Kilometer Wassertiefe gewöhnt oder vielleicht sogar den Loggeber gezogen...

Die NORDDEUTSCHE VERMÖGEN HAMBURG hat wie ein Schatten das Feld von hinten eingeholt. Der Bordbericht orakelt, wer noch so in der Nähe sein könnte. Der überlegene Trackerjunkie weiß das natürlich sofort: achteraus zieht NORDWIND 8 sm entfernt ihre Bahn im Kielwasser, VARUNA, SCHO-KA-KOLA und CONCISE 2 liegen eng bei einander etwa 8 sm südwestlich, SHAKTI liegt 10 sm südlich. DRAGON fährt etwa 23 sm südlich der hamburger Jugendyacht, PRODIGY 31 sm südlich. Berechnet hat die NV sie alle derzeit in der Tasche. Gefeilscht wird aber nur noch um den 2ten Platz. Den ersten hat ZARAFFA so sicher, wie man ihn haben kann, wenn die Konkurrenz weit abgeschlagen auf See ist, und wartet im Hafen darauf, dass die anderen sich noch mühen. Huntington Sheldon hat mal wieder den Vogel abgeschossen, wie 2003, als er weit vor den anderen im Ziel in Cuxhaven ankam.

Jungs und Mädels, ihr macht es echt spannend. Danke. Und noch der Bordbericht von heute abend:


"Krimi vor der Irischen Küste

Mit Scho-Ka-Kola, Shakti und vermutlich Concise 2 in Sicht am Horizont greift das Rennfieber weiter um sich.

Während wir gespannt auf Neuigkeiten vom Festland warten und uns diebisch freuen die Flaute mit Windgeschwindigkeit zu durchqueren geht beständig die Frage um: Was ist seit gestern neues passiert?

Konnten wir unser Ergebnis der Aufholjagd beibehalten? Sind wir wiederzurückgefallen? Und vorallem: Wo zum Teufel mögen die anderen sein?


Die letzte Frage hat sich zumindest teilweise geklärt, als am Horizont ein Segelschiff gesichtet wurde und auf Kanal 16 die Scho-Ka-Kola bei ihremVersuch die Concise 2 anzufunken vernommen wurde. Ebenfalls die Shakti wurde angefunkt, womit klar war: Diese drei müssen in unserer Nähe sein.Hektisches Greifen nach dem Steiner, Scannen des Horizonts, und tatsächlichwerden zwei weitere Segel auf ca. zwei Uhr gesichtet. Fast nebenbei bemerktumschwimmen uns immer wieder Delfinfamilien und ziehen immer wieder dieAufmerksamkeit der Crew auf sich.

Warum sehen wir mal wieder niemanden auf dem AIS, welches wir seit dem Start beständig anhaben, fragen wir uns und entscheiden selbst in den Tarnmodus zu gehen: Sicherung aus! Wen wir nicht sehen können, aber in Funkreichweite haben, der kann auch kein AIS anhaben oder hat zumindest kein Recht uns beobachten zu können.
Scheinbar unbemerkt, da nicht angefunkt, schieben wir uns leewärtig deranderen stetig weiter nach Osten. Dann: Motorengeräusch - Ist jemand auf dem Macerator? Nein, eine Propellermaschine der Irischen Küstenwache überfliegt uns im Tiefflug und dreht bald ab, um auch die anderen Segler nach Besatzungsanzahl und Zielhafen zu befragen.

Ein aufregender Nachmittag, der einzelne Mitglieder der Freiwache vollkommen um den Schlaf bringt: "Erst Delfine, dann Schiff am Horizont, dann wieder Delfine und jetzt das Flugzeug - spätestens da konnte ich es in der Koje doch nicht mehr aushalten!"

Es ist und bleibt spannend auf den letzten 350 Meilen, abgerechnet wird bekanntlich im Ziel!

Eike, Katrin, Christoph, Max, Johan, Jan, Johannes, Andrés, Jerôme, Hetti und Gustav

Position:51° 09.909N 014° 03'.125 W
SOG:: 7, kn
COG: 092°
Wind: 173° 8,5 kn
Setup: Volles Groß und G1

Diese E-Mails werden uns durch die freundliche Unterstützung von Telaurus und Nordic IT ermöglicht!"

Foto: Translatlantik-Crew 2011 der Segelgruppe Störtebeker