Montag, 27. April 2009

BELUGA RACER - Start nach Charleston



Boris und Felix sind wieder unterwegs. Die erste Nacht über durften sie ihre Selbststeueranlage wieder zusammenbasteln, jetzt greifen sie an und wollen sich DESAFIO CABO DE HORNOS schnappen.

Hier der Bericht von www.beluga-racer.com:

Flautenpoker seit dem Start der vierten Etappe

April 26, 2009

ILHABELA. Die ersten Stunden der vierten Etappe des Portimão Global Ocean Race sind ein Geduldsspiel unter höchster Anspannung. Bei sehr schwachen Winden kämpfen die Crews vor der brasilianischen Küste um jeden Meter. Eine frühe Führung der Chilenen Felipe Cubillos und Jose Muñoz auf der „Desafio Cabo de Hornos“ vor der „Beluga Racer“ mit dem Kieler Boris Herrmann und Felix Oehme aus Hamburg schmolz am Sonntagvormittag (26. April) auf wenige Seemeilen zusammen. Dieser Zweikampf steht bis zum noch 4.700 Seemeilen entfernten Etappenziel in Charleston (South Carolina/USA) im Mittelpunkt, da die Deutschen in der Gesamtwertung 4,5 Punkte Vorsprung mitbringen.

„Die fünf Knoten Wind, die wir meist haben, reichen so gerade, um die Segel aufzublähen und die ‚Beluga Racer‘ mit zweieinhalb Knoten Fahrt durchs Wasser zu schieben“, berichtete Skipper Boris Herrmann live von Bord, „bei einem Knoten Gegenstrom machen wir immerhin noch etwas Boden in die richtige Richtung gut.“ So ging es die gesamte erste Nacht auf See, nachdem das Feld bei einer mäßigen Südwest-Brise unter Spinnaker fulminant gestartet war. Doch kaum erlosch das Feuerwerk zum Abschied der Weltumsegler am blauen Himmel, wurde auch der Wind „abgestellt“, als das Feld den Kanal von Ilhabela verließ, um sich den Weg zur nächsten, rund 190 Seemeilen entfernten Landmarke Cabo Frio zu bahnen.

Start der vierten Etappe vor Ilhabela

Dabei wählte das Beluga Offshore Sailing Team zusammen mit den britischen Verfolgern Jeremy Salvesen und David Thomson auf der „Mowgli“ einen Kurs dicht unter dem Festland nördlich der Stadt São Sebastião, weil sie dort eine stärkere Seebrise vermuteten als weiter draußen. Als die Chilenen anfangs unter der Insel bei Ilhabela in einer Windstille liegen blieben, schien diese Strategie aufzugehen. Doch vier Stunden nach dem Start flaute der Wind vor der Küste merklich ab, während die „Desafio Cabo de Hornos“ schnell einen Vorsprung von gut zwölf Seemeilen heraus segelte.

„Ob die Chilenen das gewusst, geahnt oder nur gehofft haben, ist mir unklar“, so Herrmann, „jedenfalls sprach aus unser Sicht so früh nichts dafür.“ Nachts sollte es weiter draußen besser sein, hatte Sven Taxwedel prophezeit, und der Meteorologe und Wetterrouter beim Bremer Hauptsponsor Beluga Shipping GmbH sollte einmal mehr Recht behalten. Gegen Mitternacht deutscher Zeit kreuzte die „Beluga Racer“ den Weg der „Desafio Cabo de Hornos“ und versuchte ihrerseits auf hoher See ihr Glück. Im Dunkel der Nacht wurde der Rückstand halbiert.

Darauf konnten sich Boris Herrmann und Felix Oehme allerdings nicht allein konzentrieren. „Wir haben wieder stundenlang an einer Selbststeueranlage geschraubt, deren Elektromotor ausgefallen war“, berichtete die Mannschaft. Insgesamt sind drei Autopiloten an Bord, deren Funktion für die nur zweiköpfige Crew auf den mehrwöchigen Etappen elementar wichtig ist. Herrmann: „Inzwischen ist der Fehler behoben. Aber das war schon ärgerlich und hat uns neben einigen Segelwechseln Kraft gekostet.“ Fortan will das Duo seinen Rhythmus finden, denn in der ersten Woche steht bereits der Run auf das Wertungstor der Etappe an, das vor der Hafenstadt Recife an der Nordostecke Brasiliens liegt. Dort gibt es für den Ersten zwei Punkte zu gewinnen, anderthalb für den Zweiten.

Die Wertungstore der ersten drei Etappen hatte die „Beluga Racer“ gewonnen, ebenso die ersten Zieleinläufe in Kapstadt/Südafrika und Wellington/Neuseeland. Ein Dreifachtriumpf war den Norddeutschen versagt geblieben, nachdem sie kurz vor der Ziellinie bei Ilhabela noch abgefangen wurden. Nach einem dreiwöchigen Aufenthalt auf der brasilianischen Sonneninsel segnete der katholische Priester Pater Leonildo Ferreira Júnior von der Diözese Caraguatatuba die Weltumsegler und ihre Boote am Sonnabend (25. April) vor dem Auslaufen. Ein emotionaler Abschied von Angehörigen und zahlreichen Segelfans berührte die hartgesottenen Seebären, die um den 20. Mai herum in den USA wieder festen Boden betreten wollen.