Die internationale Yachtclubkonferenz des ICOYC (www.icoyc.org) endet nach drei Tagen voller Vorträge, Paneldiskussionen und Workshops traditionell mit dem Commodores Cup, drei kurze Rennen. Die Crews bestehen, wie es bei einem Commodores Cup gehört, meist aus Vorständen der Teilnehmerclubs, und Grau ist die dominierende Haarfarbe. Ursprünglich mal als Wettstreit zwischen den fünf Kontinenten ausgetragen, haben sich mittlerweile verschiedenen Crewkonstellationen gefunden. Eins der Teams mit dem Alias "The Curmudgeon" zählt ganz auf das Transatlantische Bündnis: San Francisco, Vancouver, Oslo, Marseille und Hamburg waren an Bord. Vancouver am Lenker, San Francisco an der Großschot, Marseille an der Genua, Oslo zum Klavierspiel und Hamburg als einziger Vertreter der Nicht-Grau-Fraktion bekam die Winschkurbel in die Hand.
Das Team strotzte vor Ehrgeiz. Im letzten Jahr bei der Vorgängerveranstaltung in Seattle hatte man sich zwei Bullets gesichert, aber im der dritten Lauf den Gennaker auf der J 105 so kunstvoll um Vorschiffsmann (Hamburg natürlich, klar wer turnen durfte) und Vorstag gewickelt, dass nur ein vierter Platz von fünf rauskam und insgesamt ein zweiter Platz. Team ANZAC gewann mit einem Punkt Vorsprung (2, 2, 1 gegen 1, 1, 4).
Jetzt ging es daran, in der J 80 alles besser zu machen. Die Boote waren von der Royal Yacht Squadron und dem Royal Thames Yacht Club geliehen, und es wurde ohne Gennaker gesegelt, um der Haarfarbe der Teilnehmer und der Abwesenheit eines Seezauns Tribut zu zollen. Das Regattagebiet war vor Portsmouth, Hampshire, um die Ecke von wo an den Tagen zuvor im Royal Southern Yacht Club in Hamble getagt worden war.
Gesagt, getan. Boot getuned, beim ersten Start an Position drei rausgekommen und auf der zweiten Kreuz einen Platz gut gemacht. Am Luvfass auch fast den ersten eingeholt, und mit Macht ging es ums Fass. Marseille, Oslo und Hamburg mit Blick nach vorn, Gewehr bei Fuß an Schoten und zum Leetrimm fürs Schmetterlingssegeln (macht man bei eine J 80 wohl so?). Vancouver wie gesagt am Lenker, San Francisco an der Großschot. So weit so gut.
Anstatt nur abzufallen, machte das Boot einen weiteren 180-Dreher in den Wind, so dass die Vorausblickenden das Luvfass nochmals zu sehen bekamen. Ein erzürnter Blick nach achtern animierte zum Staunen: San Francisco hing aussenbords, Vancouver war gänzlich nicht mehr da. San Francisco schien bemüht zu sein, die Aufmerksamkeit der an Bord verbliebenen zu erhaschen, um aus dem Wasser gezogen zu werden. Dem entsprachen Marseille und Hamburg mit einem Griff in den Hosenbund gerne. Was war passiert?
Vancouver hatte Ruder gelegt, die Pinne brach ab, und beide flogen rücklings über Bord - also Vancouver und Pinne. San Francisco hatte entschieden, sich an der Großschot festzuhalten, was mangels anderer Festhaltemöglichkeiten keinen schlechte Idee war, aber eben nur die Schot dichtholte und auch im Teich endete.
Was dann? San Francisco war wieder an Bord, Vancouver schwamm achteraus, hinterlistigerweise mit der Pinne in der Hand. Hamburg griff sich den Rest der Pinne und animierte die Crew zu einem Mann-über-Bord-Manöver, dem das Sicherungsboot in der Nähe allerdings zuvorkam. Vancouver reichte den Rettern erst die Pinne und wurde dann ins Boot gezogen und aufs Startschiff gebracht. Er ist Anwalt, also mußten zuerst die Beweise gesichert werden.
Seine Crew war etwas besorgt, da es dauerte, bis er aus dem Wasser gezogen war. Erst weg vom Regattakurs und dann zum Startschiff, wo Vancouver mittlerweile munter aber naß an Deck stand. Die Rettung hatte etwas gedauert: ein stattlicher Mann in nassen Klamotten gegen ein Retterteam aus zwei zierlichen aber beherzten Mädels ohne Gewichtheberkarriere. Danke an das RSrnYC-Safety-Team, ihr wart schnell!
Hamburg preite das Starschiff an: "We'd like our skipper and our tiller back!" Den Skipper gab es zurück, die Pinne blieb konfiziert.
Mit Regatta war nichts mehr, aber mit Handschuhen konnte man den aufgepilzte Pinnenstumpf bei dem mäßigen Wind halten, also zurück nach Hamble und unangefochten als erster an der Bar. Vancouver und San Francisco duschten das Salz von den Klamotten und bestellten einen Drink. Der Barmann trocknete das geteichte Bargeld auf der Burgerbratplatte. Dann machte der Caipirinhastand auf, eine Batala-Band sorge für ordentlich Lärm und die Pinne wurde übergeben. Alles war gut.
Gezogene Lehren:
1. Fußschlaufen sind auf einer J 80 eine gute Idee.
2.Wenn der Rudergänger von Bord gehen möchte, ist das seine freie Entscheidung. Wenn er dabei die Pinne mitnimmt, ist das den verbliebenen Crewitgliedern gegenüber kein nobler Zug
Gewonnen hat übrigens das Gastgeberteam RSrnYC.
Fotos: Lobster One