Donnerstag, 26. September 2013

AC 2013 - Ellison muss Cup abgeben. Queen ist "amused".

Selten war die britische Öffentlichkeit weniger interessiert an den Regatten um den prestigeträchtigen America's Cup als dieses Jahr. Nennenswerte Einschaltquoten gab es im Inselstaat nicht, beim nationalen managment des Onlineportals Youtube wird seit dem Desaster diskutiert, Sportkanäle generell nicht mehr anzubieten. Ab und zu wurden verirrte britische Touristen am Ufer der San Francisco Bay gesichtet, die Passanten fragten, ob die Tribünen für einen Schwimmwettbewerb aufgestellt worden seien.

Nachdem das Ergebnis des Louis Vuitton Cup feststand und Italien und Schweden als Cupanwärter gescheitert waren, war klar, wer gewinnt: Her Majesty Elizabeth the Second, by the Grace of God, of the United Kingdom of Great Britain and Northern Ireland, and of Her other Realms and Territories, Queen, Head of the Commonwealth, Defender of the Faith.

Ob nun die Kiwis oder die Aussies oder nach ein paar Rennen auch dann England selbst in Co-Produktion mit den Aussies gewinnen - wenig konnte ihrer Majestät mehr wurscht sein. Elisabeth ist ja einiges an Erfolgen in aller Welt gewöhnt, aber interessiert hat sie dann wohl schon, warum zwei Teams aus testosteronstrotzenden Männern in Star-Trek-Strampleanzügen auf riesigen Flugzeugen knapp über der Wasseroberflächen herumschwirrenn wie Libellen im Gartenteich von Buckingham Palace. Ein Palastinsider beschrieb die Anteilnahme des Oberhauptes des Commonwealth mit: "Her Majesty was amused."

"Amused" war für dpa und reuters etwas schmallippig, weshalb kurzerhand der neue Kammerdiener der Queen, Terrence Kamind, mit Zuwendungen gefügig gemacht wurde. Die Queen umgibt sich neuerdings mit eher jüngerem Personal aus aller Herren Länder (genauer aus Ländern, denen sie selber Herr ist) und derer sozialer Schichten, um mehr Einblick in das Leben ihrer Völker zu bekommen. Folgende Konversation drang unter Bruch aller gebotenen Verschwiegenheit nach aussen:

HM: "Who won?"
TK: "You won, mam, you fock'n beat them all fockers."
HM: "Who is second?"
TK: "You are second, mam, no shitt'n."
HM: "In the liklely event that my memory serves me well, your very self, Terrence, just very recently informed that I achieved the very first place in this trial of strength. How, in your obviously unparalelled experience in the field of sporting, comes that I am second?"
TK: "'Cause all them fock'n people on all those fock'n boats are all fock'n yours, mam."
HM: "Interesting. Why, if I may inquire further, did they arrange this festivity in San Francisco?"
TK: "'Cause bitch'n Larry Ellison poured hundreds of fock'n millions into it."
HM: "How grateful of him. So understandably he wished to have a venue in the US."
TK: "In fock'n deed, mam."
HM: "Very well. So indeed, I did not have to come up for any cost of the event?"
TK: "No, mam, you ain't pay no fock'n cent for the gig."
HM: "Wonderful. Be so kind and ask protocol to send Mr. Ellison a note expressing my gratitude, and make sure he receives directions to have the trophy delivered to the Tower."

So, so, Defender of the Faith, und nun auch "Defender of the Cup".

Foto: www.londonpass.com

Dienstag, 24. September 2013

AC 2013 - Ich hätte die Kuff aufs Dach legen sollen, als noch Zeit dafür war

Die Amis an den Rand des Untergangs gebracht, dann im 8. Rennen eine Wende verrissen, und seit dem nichts mehr so richtig auf die Schiene gebracht. ETNZ hätte den Cup schon mehrmals gewonnen, wenn nicht das Zeitlimit oder Rennabbrüche ihnen die Suppe verhagelt hätten. Noch ist alles drin, aber so schön wie es am Anfang aussah, kann es nicht mehr werden. 

Dean Barker resümiert beim Stand 8 : 8 Rennen bzw. 8 : 6 Punkte. "Ich hätte die Kuff aufs Dach legen sollen, als noch Zeit dafür war." sagte er im Exklusivinterview mit dem "Civilian". Und Recht hat er. Beim sensationellen Punktestand von 6 : 1 nach Rennen und sogar 6 : minus 1 nach Punkten war eigentlich allen klar, dass Oracle keinen Fuß auf den Boden bringt und Neuseeland den Cup dem bösen Larry E. aus den Händen grabbelt. Die kleine Nation am Ende der Welt pimpert den erfolgsbesessenen US-Mogul gehörig in den... na ja, hätte, hätte, hätte.

Jetzt sieht alles anders aus. Aber es gab die große Chance: Rennen 8 - die Hydraulik läßt in der Wende das Groß back stehen, der Monsterkat bekommt den Wind von der falschen Seite, der Luvrumpf steigt unaufhaltsam gen Himmel, der riesige Tragflügel donnert mich einem großen Splash in die Bay, der Nespresso-Schlitten zerbröselt in tausend Teile. Dean Barker und die Crew, soweit sie überlebt hätte, wären ohne Cup, aber als als unangefochtene Gewinner aller Herzen nach Hause gefahren und wären bei Wein, Weib und Gesang für den Rest ihres Lebens steuerfrei als Nationalhelden gefeiert worden. So die Alternative im anderen Raum-Zeit-Kontinuum.

Nicht aber in der Wirklichkeit. James Spithill hat in den Hochrechnungen bereits die vorgezogene Präsidentenwahl mit 89,4% der Stimmen gegen Obama gewonnen - bislang hat kein Ami gemerkt, dass Spithill Australier ist, weil sie alle denken, dass der komische Akzent aus Alaska kommt. Sarah Palin hatte ja auch keiner verstanden, obwohl es weniger an ihrem Akzent gelegen haben durfte. Sir Ben Ainslie ist schon als Vizepräsident nominiert, besonders durch Stimmen aus dem Süden, wo die Baumwollfarmer mit einem "Sir" im Amt dem aktuellen Präsidenten einen Denkzettel verpassen wollen.

Eins hat dieser Cup allerdings, was noch keinem so recht klar geworden ist. Egal wer gewinnt, siegen wir der Commonwealth of Nations, sei es durch Neuseeland oder durch das Gespann Australien/England. Der Cup geht am Ende also an das britische Empire und damit die Queen, komme was wolle. Der Cup kommt nach Hause. There is no second.


Inspiriert vom sensationellen Kiwi-Humor im The Civilian. Abschreiben ist nach der chinesischen Kultur ein Zeichen von Anerkennung, und genau so ist es hier gemeint.

Foto: © ACEA / PHOTO ABNER KINGMAN

Freitag, 10. Mai 2013

America's Cup - Die Götter sind gut, die Priester grausam

Foto: Artemis Racing/Sander van der Borch
Ganz davon abgesehen, dass sich hier in letzter Zeit sowieso die Stille ausgebreitet hatte, war Lobster One bei einem Thema schon immer ganz piano: dem America's Cup. Warum? Weil Segeln Spaß machen soll und beim AC drei Parameter dem Lobster selbigen rauben: 1. Larry Ellison, 2. Katamarane und 3. zu viel Hype um zu wenig von dem dem, was Segeln ausmacht. Da viele das aber scheinbar toll finden und Lobster One nicht die Meckerkiste sein will, war die Entscheidung: "Klappe halten." Gesagt, getan - mit einigen kleinen humorigen Ausnahmen.

Gestern vereinte die grausame Ironie des Schicksals zwei Dinge an einem Tag: die Premiere von Larry Ellisons Dokumentarfilm "The Wind Gods" über seinen Sieg beim 33. America's Cup, und den Tod von Andrew Simpson bei Training der AC 72 ARTEMIS RACING in der San Francisco Bay. Die Tragik des Unfalls und das Leid der Angehörigen und Freunde sind unbeschreiblich und sollen unbeschrieben bleiben. Die Windgötter haben Ellison gezeigt, dass sie sich seinem Willen nicht beugen. Er wird daraus nicht lernen.

"Die Götter sind gut, die Priester grausam." - Voltaire

Katastrophenfotos von ARTEMIS gibt es im Netz genug, hier eins von schönen Tagen.

Freitag, 8. März 2013

Volvo Ocean Race 2014/2015 - Weltfrauentag

Foto: Rick Tomlinson/SCA
Mehr Frauen in der professionellen Segelei. Das hat sich auch Knut Frostad auf die Fahnen geschrieben. Und es gibt auch einen Sponsor, SCA. Und es gibt eine Teamauswahl mit vielen fähigen Bewerberinnen auf Lanzarote. Und das Trainingsboot ist MAR MOSTRO, die Raubkatze aus der letzten Edition der Regatta. Und, und, und. Alles super, und nach den etwas weniger schön verlaufenen Damencrew-Experimenten bei früheren VORs besteht hier die Chance, etwas wirklich Großes für die weibliche Segelei aufzubauen.

Was das ganze aber noch toppt, ist der Sponsor SCA. Haben sich früher Männercrews noch darüber lustig gemacht, dass sich Mädels-Only-Crews von "Always" oder "OB" sponsern lassen sollten, schießt SCA den Vogel ab. Neben Holzerzeugnissen besteht das Geschäft in Hygieneartiklen, insbesondere Intimhygieneartikeln. Im Großsegel prangen Marken wie "Libresse" (Damenhygiene), "Libero" (Windeln) und "TENA" (Inkontinenzprodukte). Mehr Klischee geht kaum, aber den Marketingeffekt wird SCA sich genau ausgerechnet haben. Man fragt sich nur, ob die Mädels an Bord jetzt schon keine Lust auf die blöden Kommentare haben.

Freuen sollte Mann sich nicht zu früh, denn während die "TENA Lady Protective Underwear" noch gewisse Reminiszenzen an Damenunterwäsche erkennen läßt, ist das Pendant für Männer mit Kontinezproblemen, seines Namens "TENA Men Protective Underwear", der absolute Graus. Man vergewissere sich bei den Abbildungen im Tena-Online-Shop, dass "Protective Underwear" auch mit viel Einbildung nichts mit kugelsicheren Westen zu tun hat. Und dazu sind Leckagen bei Damen ja deutlich gesellschaftskonform, bei Männern aber ein Tabu. Diese saugfähigen Killer-Schlüpfer lassen einem den raschen Tod als Gnadenbrot erscheinen.

Also, liebe Damen, laßt Euch nicht ärgern. Herzlichen Glückwunsch zum Weltfrauentag!


Donnerstag, 21. Februar 2013

RORC Caribbean 600 - BELLA MENTE wird Opfer des Maxi-Killers

RORC/Tim Wright photoaction.com
Gestern verlor Hap Fauths Mini-Maxi BELLA MENTE den Lobster One-Beauty Contest gegen VARUNA wegen ihrer weißen Decksfarbe, heute mußte sie den Sieg in der IRC Overall-Wertung an PRIVATEER weitergeben. BELLA MENTE fuhr gestern Mittag nach karibischer Zeit über die Linie und stand damit zunächst ganz oben auf der Liste. Dann wurde gebangt (und natürlich kein Champagner praecox geöffnet), dann kam Ron O'Hanley mit PRIVATEER, und dann war aus die Maus. Die Cookson 50 schlug die JV 72 um berechnete 16 Minuten und 48 Sekunden, und muss jetzt aber selber noch gucken, ob sie überholt wird.

Cookson 50. Das Modell macht seit Jahren von sich Reden. Ger O'Rourkes LEE OVERLAY PARTNERS schlug ICAP LEOPARD berechnet im Round Ireland Race 2008 (Lobster One vom 26.06.2008: BMW Round Ireland Yacht Race - erste Entscheidungen: Cookson 50 v. Maxi 2:0), 2010 verhagelten CANTANKEROUS und einige TP 52s beim Rolex Middle Sea Race den Maxis den Spaß und schoben sie vom Podest (Lobster One vom 27.10.2010: Rolex Middle Sea Race 2010 - LAETITIA im Ziel), 2011 war es JAZZ, die Mike Slades 100-Fuß Maxi im damaligen RORC Caribbean 600 das Ergebnis versaute (Lobster One vom 24.02.2011: RORC Caribbean 600 - RAMBLER 100 bricht den Rekord).

Cookson 50 - watch the Maxi-Killer.

Mittwoch, 20. Februar 2013

RORC Caribbean 600 - Jet Black Beauty

Foto: Royal Ocean Racing Club/Tim Wright/photoaction.com
Und da sage einer, Schwarz und Blau würden nicht zusammenpassen.

VARUNA mischt beim RORC Caribbean 600 ordentlich mit und gewinnt den Beauty Contest gegen BELLA MENTE, die sich bei all dem Schwarz an Rumpf und Segeln ein weißes Deck und rote Trimmstreifen in den Segeln könnt. Punktabzug wegen Inkonsequenz, Sieg für VARUNA.
Und sonst? Das RORC CB 600 ist diesmal ein besonders schnelles, mit 28 kn Wind im Schnitt. Die Maxi-Yacht LIARA kostete es gleich beim Start den Mast, die HASPA HAMBURG meldete sich mit "Mainsail Torn - All on board OK" ab. Ein groteskes Rennen liefern sich ICAP LEOPARD und das 66-Fuß-Gunboat PHAEDO an de Spitze. Multihull gegen Monohull.

Go VARUNA!