Dienstag, 9. Juni 2009

BELUGA RACER - Mast beschädigt

Neufundland liegt 400 sm hinter den BELUGA-Jungs, die Azoren und Europa noch weit im Osten. Nachdem sich eine Salingshalterung vom Mast ihrer BELUGA RACER verabschiedet hat, berichten Boris und Felix, was sie jetzt vorhaben:

09 Juni 2009

Beluga Racer setzt die Reise sicher fort, unter verringerter Segelfläche - Ein warmer, leichtwindiger Tag, 12 Knoten Wind aus 110 Grad, also raumschots segeln wir über ruhige See mit Code5 und Großsegel. Felix hat Freiwache und schläft, ich bin gerade an Deck und schaue mich um, als plötzlich ein jämmerliches Quietschen aus dem Mast tönt. Ich denke (hoffe) sofort, ein Fall hat sich im Mast verklemmt und rolle den Code 5 ein, auf dessen Fall die meiste Spannung ist. Doch das Geräusch bleibt. Etwas scheu schaue ich von allen Seiten am Mast hoch und klettere auf den Baum, um besser horchen zu können. Im Fernglas sehe ich, dass die obere Backbord-Saling nicht richtig sitzt und sich ein Spalt zum Mast gebildet hat. Ich ahne Schlimmstes und kann mich einer großen inneren Anspannung nicht erwehren. Felix zieht mich in den Mast und das Naheliegende wird unleugbar deutlich: Die massive, ca. 3 Cm Dicke Aluminiumverbindung der Salinge ist im Mast gebrochen. Beim zweiten Aufstieg nehme ich Hammer und Tauwerk mit. Ich versuche die Backbordsaling wieder in Position zu rütteln, ziehen oder zu hämmern, leider ohne Erfolg. Denn das Zwischenwant “D2″, eine Diagonalwante zieht den Beschlag quasi nach draußen. Somit ist das Rigg in ernsthafter Gefahr. Ich zurre ein festes Lashing mit dickem Dyneemaband zwischen beiden Zwischenwanten vorne um den Mast herum, so dass die Beiden einzelnen Salinge sich nicht aus dem Mast verabschieden können. Bei dem Manöver torkelt das Schiff, mir schlafen die Beine im Klettergurt ein und ich fluche, weil mir klar wird, dass dies das Ende unserer Wettfahrt bedeutet.

Wieder an Deck zurück setzen wir vorsichtig die Segel und beobachten dabei den Mast. Wir entscheiden, das Großsegel nicht weiter als bis zum zweiten Reff zu setzen, um den Mast nicht unnötig zu gefährden. Wenn die beiden Losen Aluenden im Mast jetzt den Mast selber beschädigen sollten, kann dieser im Nu brechen. Es ist kein sehr gutes Gefühl, so zu segeln, doch bislang sind wir sicher und der Mast macht einen vernünftigen Eindruck.

Mittlerweile hat es aufgefrischt und wir laufen mit 12 Knoten bei 20 Knoten Wind weiter auf unserem normalen Kurs. Welche Optionen haben wir? Umdrehen nach Halifax ca. 400 SM gegenan. Weiterlaufen zu den Azoren oder direkt nach Portugal. Da leichte Winde vorhergesagt sind, haben wir uns für Weiterfahren entschieden. Halifax kennen Felix und ich zwar beide von unterschiedlichen Törns im vergangenen Jahr, es gibt dort einen hervoragenden Club und der Open60 PRB hat dort nach dem Artemis-Ausschied Schutz gesucht, doch Horta auf Faial, Azoren hat einen noch besseren Club, das legendäre Kaffee Peter Sport. Da Felix noch nie dort war, wäre ein Stopp dort sehr viel lohenenswerter und zudem das Wetter besser. Jetzt, drei Stunden nach dem Ereignis und verarbeiten wir die Enttäuschung mit einem Becks, einem Reisgericht und etwas Ironie.

Ein Szenario, aus einem anderen an Bord befindlichen Teil, einen entsprechenden Aluklotz auszusägen und passend zu feilen liegt recht fern. Denn, um diesen zu montieren, müsste man das Rigg vorübergehen nur mit Spifallen und Backstagen halten, dann dort oben mit meterlangen Salingen herumhantieren usw. James Bond und Bud Spencer würden das vielleicht schaffen, aber nicht Felix und Boris. Einfacher wäre es vielleicht einen Wal zu fangen und dessen Unterkiefer zu einer neuen Saling umzufunktionieren. Dafür sind wir allerdings viel zu Umweltbewusst. Uns bleibt nur zu hoffen, dass wir mit guter Wettertaktik und gutem Segeltrimm sicher und schnell nach Portimao kommen, möglichst, ohne zwischendurch stoppen zu müssen und möglichst, irgendwie noch vor Felipe und Jose.

Text, Foto und mehr Infos: www.beluga-racer.com