Mittwoch, 6. Juli 2011

Transatlantic Race 2011 - Interview mit Ken Read MAR MOSTRO

Mit dem aufziehenden Druck wird die Flotte immer schneller. Hier ein Interview mit Ken Read auf MAR MOSTRO. Man kann sich Kenny's Gesicht lebhaft vorstellen, als Louay Habib versucht, die 25 kn Speed mit theatralischen Worten zu beschreiben und Ken leicht amüsiert antwortet: "Na ja, wir machen das schon seit Tagen so, wirklich spannend ist das jetzt nicht mehr...". Reinhören lohnt sich, sowohl wegen des Inhalts, als auch der ungewollten Komik:


Transatlantic Race 2011 - Drive-By Shootout

Die Klasse IRC 1 sichelt durch das Feld wie eine Gang mit dicken Limusinen durchs Nachbarviertel. RAMBLER hat heute nacht PRODIGY, NORDDEUTSCHE VERMÖGEN und SNOW LION vernascht. ICAP ist guten Mutes was das Aufholen auf RAMBLER betrifft. Derzeit spricht die Physik (leicher und mehr aufrichtendes Moment) einfach für RAMBLER.

Hier das Viedo vom 3ten Start. Da weiß man sofort, warum Segeln der erhabenste Sport ist:

Dienstag, 5. Juli 2011

Transatlantic Race 2011 - Seegras, Segelwechsel und viel Speed

RAMBLERs Etmal von gestern auf heute waren 463,8 sm, also 19,3 Knoten im Schnitt. Anschnallen!

JAZZ musste zwischendurch aufstoppen und einen Leine vom Kiel abschneiden. Zuvor war das Seegras noch regattaoptimiert bei voller Fahrt abgerupft worden, von einem Mann an drei Sicherungsleinen über der Seite hängend, der bei 7 Grad Wassertempertur und 10 kn Fahrt mit seinen Fersen am voll angewinkleten Kiel arbeitete. Das ist Einsatz!

VANQUISH hat die Nacht über nahezu die komplette Vorwindsegelgarderobe durchgewechselt, wofür der Segelansager an Deck Charlie Enright sich hinterher auch "freiwillig" zum Gennakerpacken meldete. Am morgen war wieder (wie so oft) die selbe Beseglung wie am Abend oben (und die neue Wache fragt sich, wieso alle so stöhnen), mit Blast Reacher und Genuastagsegel, die bei 16 kn Wind komfortable 18 kn Speed auf die Uhr stellen.

PHAEDO hat inzwischen ZARAFFA überholt und liegt von der 2ten Startgruppe am östlichsten. Mit der NORDDEUTSCHEN VERMÖGEN HAMBURG wird heute die am westlichsten liegende Yacht der Gruppe Point Alpha passieren. RAMBLER sollte als erste ihrer Startgruppe ebenfalls heute dort vorbeischliddern, mit von 150 sm bis dort hin und 19 kn auf der Uhr.

Der Applaus für das Speedfoto von VARUNA und die schöne Perspektive von VANQUISH geht an Amory Ross.

Montag, 4. Juli 2011

Transatlantic Race 2011 - Update und Bordbericht NORDDEUTSCHE VERMÖGEN HAMBURG Tag 5

Für das "Mittelfeld" geht die Fahrt seit gestern wieder los. Diejenigen, die ihr Heil im Süden gesucht haben und gute Fahrt gen Osten gemacht hatten, kämpfen nun damit, Weg nach Norden gut zu machen und müssen auf den aufkommenden Druck von hinten hoffen, damit sich der Umweg am Ende auch gelohnt hat. AMBERSAIL hat den deutlichsten Schlag gemacht und bei Point Alpha werden wir sehen, was es gebracht hat.

In IRC 2 haben sich VARUNA und SHAKTI wieder JAZZ geschnappt und auf Platz 3 verwiesen. SCHO-KA-KOLA hält Platz 2 hinter ZARAFFA in IRC 3. Bei den Großen ist RAMBLER 100 klar vorne und hat PUMA in Nacken, BEAU GESTE hält ICAP LEOPARD in Schach. Die Verfolger haben hohe zweistellige Zahlen auf ihren Speedos - RAMBLER liegt zur Zeit 422 Meilen hinter der NORDDEUTSCHE VERMÖGEN HAMBURG, die gesegelt das Rücklicht der Startgruppe 2 am Heck fährt, und 947 Meilen hinter CARINA, die geseglt am Nächsten an Lizard Point dran ist.

Hier der Bordbericht der NORDDEUTSCHEN VERMÖGEN HAMBURG vom 5ten Tag:

"Tag 5 auf See Wir fahren wieder! Moin moin, wir grüßen euch alle und entschuldigen uns quasi für die Qualen, die wir euch vor dem Tracker beschert haben. Bekanntlich gibt es wenig Wind und es gibt keinen Wind. Von beidem hatten wir in den letzten 24 Stunden zu genüge und sind positiv aber nicht übermütig, dass diese Phase endlich überstanden ist! Der gestrige Tag brachte ein Etmal von lediglich 115sm und somit einer Tagesdurchschnittsgeschwindigkeit von weniger als 5kn!!!

Die Aussichten auf beständigeren Wind helfen uns diesen Tag zu vergessen und wir rollen das Feld jetzt halt von hinten auf. Ist ja auch langweilig, wenn schon von Anfang an fest steht, wer gewinnt. Anspruch auf die rote Laterne wollen wir jedenfalls nicht erheben! Soeben haben wir longitudinale Kräfte ausgeübt und segeln leicht angespitzt auf Point Alpha zu. So nach und nach klart der Nebel immer weiter auf. Wir erkennen Vorschiff und Horizont und auch die Gennaker kommen nicht mehr klatschnass unter Deck, wenn wir sie tauschen.

Nach der letzten Nacht freuen wir uns schon über Geschwindigkeiten, die im Bereich von 6 kn liegen. Inzwischen düsen wir mit 10 kn in dir richtige Richtung und es kehrt wieder ein normales Bordleben ein. Unsere Welt liegt etwas schief und jeder von uns genießt es. Der Schlaf ist deutlich entspannter, werden wir doch endlich wieder von dem am Rumpf vorbeirauschendem Wasser in den Schlaf gesungen. Ein weiters Highlight war heute der Zwischensnack für den der eine oder andere sogar im Schlafsack im Salon erschien. Es gab Dosenbrot mit Salami. Für viele das erste richtige Brot und Wurst seit drei Wochen. Keine Pappe mehr zwischen den Zähnen, sondern was zum Beißen - Deutschland wir kommen!

Zunehmend entspannte Grüße schicken Eike, Max, Jan, Andrés, Johan, Katrin, Jérôme, Christoph, Johannes, Hetti und Gustav

Position: 43° 53'.390N 058° 31'.357 W
SOG: 9kn COG: 075° Wind: 223° 8kn
Setup: Volles Groß und A3

Diese E-Mails werden uns durch die freundliche Unterstützung von Telaurus und Nordic IT ermöglicht!"

Foto: Translatlantik-Crew 2011 der Segelgruppe Störtebeker

Transatlantic Race 2011 - Die Treibjagd beginnt

Mit dem Start der Titanen RAMBLER 100, ICAP LEOPARD, BEAU GESTE, PUMA OCEAN RACING und VANQUISH ist die Jagd auf die zuvor gestarteten Gruppen angeblasen. Über 700 Meilen liegt CARINA vor den Monstern und immer noch an die 600 sm hat ZARAFFA gutgemacht, bevor der Käfig in Newort geöffnet wurde. Das dürfte nicht lange so bleiben.

Während vorne im Feld der Wind auffrischt und die Yachten sich vom Mittelfeld absetzen können, schiebt hinten ein Tief die IRC 1-Gruppe mit Macht auf den Atlantik hinaus. RAMBLER 100 hatte kurz nach dem Start schon 18 kn auf der Uhr und die Crew lecken sich die Finger. "Bedingungen fast wie für einen Rekordversuch" kommentierte Peter Isler, Navigator an Bord von RAMBLER. Hugh Agnew, Navigator der ICAP, rechnet, dass die Yachten auf zwei bis zweieinhalb Tage ordentlich Druck von hinten hoffen können, bevor sie sich ebenfalls mit windärmerem Hochdruck auseinandersetzen müssen.

Foto: Billy Black

Transatlantic Race 2011 - Bericht von PRODIGY

PRODIGY, der südafrikanische Simonis/Voogd 54-Fuß-Canting-Keeler kämpft wie manch andere auch im Nebel auf der Neufundlandbank. Hier der Bordbericht vom 3. Juli:

"Team Prodigy skippered by Christ Frost is currently sailing under A1 with watch captain Sean at the helm, trying to make up some ground on our competitors after a difficult night of light air sailing. Last minute crew changes and electronics issues made the first three days challenging, however the crew has settled into four hour watches and we are now in full on race mode. Watch captains Sean and John are doing great job with running the boat safely and efficiently.

Packam made great porridge and hot drinks for everybody this morning. Having a hot meal after cold difficult night lifted the spirits aboard. We are eating a lot of fruit and saving freeze dried food for more challenging times.

We have some sunlight after many hours of fog. Keeping a close eye on AIS proved to be invaluable last night during a close encounter with a shipping vessel. Hearing the fog horn and engine of other boat in thick fog was an eerie experience despite knowing that the vessel passed safely two miles behind us.

Not counting the miles lost last night in a patch of light air, the list of losses is short: one head lamp and one winch handle. Prodigy and her crew are in good shape, ready to put some pressure on the competition in this long race.

Report for Team Prodigy by V-man (Vlastimil Kunc)"

Foto vom Start des Cape to Rio 2011: Team Prodigy Racing

Samstag, 2. Juli 2011

Transatlantic Race 2011 - Was zum Teufel war in der Notfall-Box?

Morgen gegen Mitternacht unserer Zeit fällt der Startschuss für die Verfolgertruppe im Transatlantic Race 2011. Dann werden RAMBLER 100, ICAP LEOPARD, BEAU GESTE, PUMA, SOJANA und VANQUISH aus dem Käfig gelassen. Passenderweise holte heute der Vorderste aus dem zweiten Start den Letzten aus dem ersten Start ein. ZARAFFA hat inzwischen DAWN STAR und auch JAQUELINE IV überholt.

Formidabel an der Spitze halten sich NORDWIND und CARINA, die weit südlich der Rhumbline beständig Druck gehabt haben und (noch) 100 sm vor dem Verfolgerfeld liegen. AMBERSAIL und SNOW LION haben den Braten der lauen Winde im Norden ebenfalls rechtzeitig gerochen und sich einen deutlichen Schlag nach Süden geleistet. Alle anderen parken auf oder nördlich der Rhumbline ab.

Dazu ein O-Ton-Bericht von Bord der NORDDEUTSCHEN VERMÖGEN HAMBURG, der eine Frage offen, und unsere Neugierde am Siedepunkt hält: was war in der Box?

"Tag 4 auf See
Ab durch den Nebel
Hallo von der NV,

gestern konnten wir den Tag mit einem Etmal von 168 sm abschließen, kein Wunder bei den flauen Phasen, die wir überstehen mussten!

Die Nacht verlangte einiges von uns ab! Zum einen mussten wir uns in Begleitung von leuchtenden Delfinen durch pottendichten und klatschnassen Nebel quälen und zum anderen wurde den Steuerleuten in Anbetracht der Tatsache, dass nach AWA (scheinbaremWindwinkel) gesteuert werden musste, der Eindruck vermittelt im Kreis zu fahren.

Hinzu kam dann auch noch, dass uns der Wind im Stich ließ. Die verschiedensten Segelwechsel und Steuermannswechsel erleichterten das Grauen nicht und die Nerven lagen dermaßen blank, dass die Wachführer ihre liebe Not hatten, die Crew und sich selbst nicht müde werden zu lassen und immer wieder bereit zu sein neue Möglichkeiten auszuprobieren.

Heute Vormittag war es dann endlich so weit: Wir bekamen wieder Wind, zwar nur 5 Knoten, aber wir nahmen wieder Fahrt auf und dann sogar noch in Richtung Point Alpha!

Danach fuhren wir 6 Knoten über Grund, hatten ein spätes Frühstück eingenommen, der Wassermacher lief, die Musik war an und der Skipper packte ein Paket aus, das auf wundersame Weise seinen Weg auf die Norddeutsche Vermögen Hamburg gefunden hat. Diese "Notfall-Box", die wirklich alles enthält, was eine Atlantikcrew gebrauchen kann, tat ihr übriges, so dass die Laune an Bord exponentiell zur Geschwindigkeit anstieg. Wir hatten es
geschafft - dachten wir! Plötzlich ließ uns Rasmus völlig im Stich und zwar soweit, dass wir wirklich alle Segel bergen mussten! Es herschte absolute Ruhe im Schiff, die Wache versammelte sich in Lee, Bewegungen wurden möglichst vermieden... bis endlich das Kommando kam:"Großsegel setzen und einer aufs Vorschiff, wir setzen den A3!" Wir pflügen nun mit 8 kn gen Point Alpha und die Stimmung ist ausgelassen.

Besseres Wetter herbeisehnende Grüße schicken
Eike, Max, Jan, Andrés, Johan, Katrin, Jérôme, Christoph, Johannes, Hetti und Gustav

PS: Es gibt scheinbar wirklich Haie im Nordatlantik.

Position: 43° 10'.352N 060° 48'.692 W
SOG: 8kn
COG: 085°
Wind: 218° 8kn
Setup: Volles Groß und A3

Diese E-Mails werden uns durch die freundliche Unterstützung von Telaurus und Nordic IT ermöglicht!"

Und mit wessen freundlicher Unterstützung finden wir raus, was in der Box war? Schnaps? Kippen? Wechselunterhosen? Herrenmagazine? Dope?

Foto: Translatlantik-Crew 2011 der Segelgruppe Störtebeker