Mittwoch, 3. Dezember 2014

Volvo Ocean Race 2014/2015 - Shipwrecked in Paradise

Foto: NGC Operations Room / MRCC Mauritius
"Puma hat beim letzten mal die Latte ziemlich hochgelegt, aber wir können das besser." Den Spruch wird man von Bord TEAM VESTAS WIND nicht hören, obwohl er alles andere als ein leere Drohung gewesen wäre. Puma hatte sich beim vergangenen VOR den Mast gebrochen und Tristan da Cunha für den Landfall ausgesucht. So richtig gerettet werden mußte damals niemand, ausser dem Boot, und am Ende wurde MAR MOSTRO wieder fit gemacht. (Lobster One vom 24.11.2011: Puma-Reisebüro brilliert und vom 28.11.2011: Pumas, Birdies und Bremen.). Tristan da Cunha ist in Seglerkreisen seit dem als der exklusivste und teuerste Golfplatz der Welt bekannt.
Da im Fall TEAM VESTAS WIND "nur" ein Multimillionendollarboot und jede Menge Träume und Hoffnungen zerbrochen sind, darf hier etwas geunkt werden. Zum ersten mal gibt es eine vernünftige Aufnahme des Bootes, aufgenommen aus einem Hubschrauber des MRCC Mauritius. Davor gab es nur zahlreiche verschwommene Tele-Aufnahmen von Bord TEAM ALVIMEDICA, die des Zeigens nicht wert waren, was allerdings viele nicht gehindert hat, sie trotzdem zu zeigen. Die Crew ist realtiv wohl auf, gefüttert, und muss noch abgeholt werden. Das Boot aus der Lagune zu fischen oder nicht, dürfte eher das Ergebnis einer Kosten-Nutzen-Image-Rechnung werden.
Neben der Freude darüber, dass alle wohlauf sind, muss noch eine Lanze für Wouter Verbraak gebnrochen werden. Der Navigator ist ja bekanntlich nie am Sieg schuld, aber immer an der Niederlage. Und jetzt fragt man sich, wie so ein absoluter Vollprofi mitten im Ozean auf die Steine fahren kann.
Darüber wird gerätselt. Eine Version des Hergangs, die man heraushören kann und genauso spekulativ ist wie alle anderen, ist, dass die elektronische Seekarte das Riff nur einer hochen Zoom-Stufe anzeigt. Guckt man mit weniger Zoom, gibt die Karte kein Anzeichen dafür, dass man weniger als die angebenen 20 Meter antreffen sollte. Eigentlich ist es auf Karten umgekehrt, sie zeigen auch in der niedrigsten Auflösung die flachste Stelle an, und beim Zoomen mag man erfahren, dass sie nur klein ist. Und deshalb stellt sich die große Frage eigentlich gar nicht, warum Verbraak in die Stelle vermutlich nicht hineingezoomt hat: wo es tief angezeigt wird, gibt es nichts zu zoomen. Wouter rauft sich sicherlich für den Rest seines Lebens die Haare, oder würde sie am liebsten abschneiden, ins Kloster gehen und in Zukunft nur noch Flaschenkürbisse züchten. Quälen wir ihn also nicht noch mehr.

Dienstag, 22. Juli 2014

Americas Cup - Stubenarrest?

Für dieses Foto ein erfrischender Dank an die Royal Australian Navy.
So viel in der Szene passiert, und der Lobster schweigt. Tja, die kleine Lobster-Brut hat Priorität. Aber ab und zu juckt es eben doch, und da kam heute der Artikel von Matt Sheahan in der Yachting World in die Lobster-Griffel: "Australians out of next Americas Cup". Da musste sofort das Foto rausgekramt werden, dass schon im Oktober 2010 gute Dienste geleistet hatte.

Team Australia, der Challenger of Record, zieht sich aus dem Americas Cup zurück. Das ist in etwa, wie wenn eine Braut auf dem Weg zum Altar doch lieber abbiegt und nach Goa zum Surfen geht. Also eben halt nicht so förderlich für die Hochzeitsfeier. Und schon irgndwie vielsagend...

Der Americas Cup erinnert mich an meinen Schulfreund Steffen. Steffen war unbremsbarer Freund von Brettspielen, am liebsten Strategespiele. Wäre Steffen 10 Jahre später geboren, wäre er wohl ein Sim City oder World of Warcraft-Junkie geworden. Wie auch immer, Steffen hatte jedes verfügbare Spiel, und er analysierte jedes Spiel bis ins Kleinste. Sauber in einem Aktenordner sortiert gab es zu jedem Spiel und jedem Spielzug Listen und Statistiken, wann man wie die meisten Punkte sammeln konnte und welcher Zug den Gegner unrettbar in die Verdammnis führen würde.

So weit, so gut. Dann kam der schwierige Part. Harald brauchte Mitspieler. Wer also gerade keinen 80sten Geburtstag der Oma, hohes Fieber oder Stubenarrest vorzuweisen hatte, wurde über kurz oder lang zum Spielen verhaftet. Wer sich dann auf dem Weg zu Steffen nicht noch glücklicherweise das Bein brach, die Oma sich kurzfristig noch zum 80sten Geburtstag durchringen konnte, und man es auch nicht geistesgegenwärtig geschafft hatte, durch Feuer legen, Wohnzimmerwände bemalen oder den Lack von Papas Auto zerkratzen doch noch Stubenarrest zu bekommen, dann landete man in der Spielekammer des Schreckens. Zweieinhalb Stunden ein Spiel spielen, von dem man noch nicht mal die Regeln verinnerlicht hatte, vor jedem Spielzug abwartend, bis Steffen in seinen Unterlagen den richtigen Maximalpunktezug für sich herausgesucht hatte, um dann 149.781 zu 29 Punkten gegen Steffen zu verlieren. Für Alkohol waren wir zu jung.

Das Beeindruckende war weniger die Deutlichkeit der Niederlage, die Fragwürdigkeit der eigenen Rolle in diesem Schauspiel, oder die analytische Kraft von Steffens Hirn. Nein, was erstaunte war, dass Steffen sich ernsthaft über den phänomenalen Sieg freute. So richtig. Richtig dolle. Wie ein Kind. Und ganz ernsthaft meinte, was für ein großartiger Spieler er war. Denn Spielen sei ja eigentlich reine Glückssache - und etwas Köpfchen.

Aber worauf wollte ich eigentlich hinaus? Vergessen. Egal. Irgendwas mit Bob Oatley's Stubenarrest. Und Sir Ben Ainslie kann leider erst später, weil seine Oma 80 wird.

Mittwoch, 26. Februar 2014

RORC Caribbean 600 - CARO, CARO, CARO!

CARO - Foto: Tim Wright/photoaction.com
PRIVATEER entfernt sich immer mehr von einer Wiederholung der Maxi-Kill-Party von 2013. SHOCKWAVE, BELLA MENTE und RAMBLER teilen sich derzeit die ersten vier Plätze in IRC Overall. Vier? In der Tat, RAMBLER muss sich zur Zeit mit Platz 4 begnügen, denn davor hat sich CARO in die Top 3 der Liste geschmuggelt. Statt dem gallischen Dorf ist es diesmal der Teutone, der dem Maxi-Imperium auf die Füße tritt. Drücken wir die Daumen, dass es so bleibt. In drei bis vier Stunden dürften die Maxis im Hafen sein und das Ranking untereinander besiegelt haben. Dann kommt das große Warten auf die kleineren Boote. CARO, CARO, CARO!

Dienstag, 25. Februar 2014

RORC Caribbean 600 - Macht PRIVATEER das Ding?

Tim Wright/photoaction.com
Vor einem Jahr stellte sich beim RORC Caribbean 600 die Frage, warum sich mancher einen Mini-Maxi bauen läßt, mit Profis besetzt, um sich dann von einer betagten Cookson 50 abfackeln zu lassen (Lobster One vom 21. Februar 2013: BELLA MENTE wird Opfer des Maxi-Killers). Die Cookson bestätigte sich als Geheimwaffe gegen alles, was sich aufs Wasser traut. Dieses Mal startete Ron O'Hanley mit seiner PRIVATEER ebenso stark und meldet Anspruch auf Wiederholung seines Trumphs an. RAMBLER führt das Feld derzeit an St.Barths vorbei und spürt BELLA MENTEs Atem im Nacken, SHOCKWAVE versucht, den Anschluss zu halten. PRIVATEER müht sich derweil noch um die westliche Ecke von St. Maarten herum. Aber berechnet liegt sie vorn. Ganz vorn. Die drei Großen reihen sich in der Folge BELLA MENTE, SHOCKWAVE und RAMBLER ein, letztere auf Gesamtplatz 12. Ebenso mischt die britische TP 52 PACE vorn mit, und auf Platz 9 in IRC Overall Max Klinks Botin 65 CARO als schnellstes deutsches Boot. Das wird spannend.

Mehr auf dem Tracker.

Donnerstag, 26. September 2013

AC 2013 - Ellison muss Cup abgeben. Queen ist "amused".

Selten war die britische Öffentlichkeit weniger interessiert an den Regatten um den prestigeträchtigen America's Cup als dieses Jahr. Nennenswerte Einschaltquoten gab es im Inselstaat nicht, beim nationalen managment des Onlineportals Youtube wird seit dem Desaster diskutiert, Sportkanäle generell nicht mehr anzubieten. Ab und zu wurden verirrte britische Touristen am Ufer der San Francisco Bay gesichtet, die Passanten fragten, ob die Tribünen für einen Schwimmwettbewerb aufgestellt worden seien.

Nachdem das Ergebnis des Louis Vuitton Cup feststand und Italien und Schweden als Cupanwärter gescheitert waren, war klar, wer gewinnt: Her Majesty Elizabeth the Second, by the Grace of God, of the United Kingdom of Great Britain and Northern Ireland, and of Her other Realms and Territories, Queen, Head of the Commonwealth, Defender of the Faith.

Ob nun die Kiwis oder die Aussies oder nach ein paar Rennen auch dann England selbst in Co-Produktion mit den Aussies gewinnen - wenig konnte ihrer Majestät mehr wurscht sein. Elisabeth ist ja einiges an Erfolgen in aller Welt gewöhnt, aber interessiert hat sie dann wohl schon, warum zwei Teams aus testosteronstrotzenden Männern in Star-Trek-Strampleanzügen auf riesigen Flugzeugen knapp über der Wasseroberflächen herumschwirrenn wie Libellen im Gartenteich von Buckingham Palace. Ein Palastinsider beschrieb die Anteilnahme des Oberhauptes des Commonwealth mit: "Her Majesty was amused."

"Amused" war für dpa und reuters etwas schmallippig, weshalb kurzerhand der neue Kammerdiener der Queen, Terrence Kamind, mit Zuwendungen gefügig gemacht wurde. Die Queen umgibt sich neuerdings mit eher jüngerem Personal aus aller Herren Länder (genauer aus Ländern, denen sie selber Herr ist) und derer sozialer Schichten, um mehr Einblick in das Leben ihrer Völker zu bekommen. Folgende Konversation drang unter Bruch aller gebotenen Verschwiegenheit nach aussen:

HM: "Who won?"
TK: "You won, mam, you fock'n beat them all fockers."
HM: "Who is second?"
TK: "You are second, mam, no shitt'n."
HM: "In the liklely event that my memory serves me well, your very self, Terrence, just very recently informed that I achieved the very first place in this trial of strength. How, in your obviously unparalelled experience in the field of sporting, comes that I am second?"
TK: "'Cause all them fock'n people on all those fock'n boats are all fock'n yours, mam."
HM: "Interesting. Why, if I may inquire further, did they arrange this festivity in San Francisco?"
TK: "'Cause bitch'n Larry Ellison poured hundreds of fock'n millions into it."
HM: "How grateful of him. So understandably he wished to have a venue in the US."
TK: "In fock'n deed, mam."
HM: "Very well. So indeed, I did not have to come up for any cost of the event?"
TK: "No, mam, you ain't pay no fock'n cent for the gig."
HM: "Wonderful. Be so kind and ask protocol to send Mr. Ellison a note expressing my gratitude, and make sure he receives directions to have the trophy delivered to the Tower."

So, so, Defender of the Faith, und nun auch "Defender of the Cup".

Foto: www.londonpass.com

Dienstag, 24. September 2013

AC 2013 - Ich hätte die Kuff aufs Dach legen sollen, als noch Zeit dafür war

Die Amis an den Rand des Untergangs gebracht, dann im 8. Rennen eine Wende verrissen, und seit dem nichts mehr so richtig auf die Schiene gebracht. ETNZ hätte den Cup schon mehrmals gewonnen, wenn nicht das Zeitlimit oder Rennabbrüche ihnen die Suppe verhagelt hätten. Noch ist alles drin, aber so schön wie es am Anfang aussah, kann es nicht mehr werden. 

Dean Barker resümiert beim Stand 8 : 8 Rennen bzw. 8 : 6 Punkte. "Ich hätte die Kuff aufs Dach legen sollen, als noch Zeit dafür war." sagte er im Exklusivinterview mit dem "Civilian". Und Recht hat er. Beim sensationellen Punktestand von 6 : 1 nach Rennen und sogar 6 : minus 1 nach Punkten war eigentlich allen klar, dass Oracle keinen Fuß auf den Boden bringt und Neuseeland den Cup dem bösen Larry E. aus den Händen grabbelt. Die kleine Nation am Ende der Welt pimpert den erfolgsbesessenen US-Mogul gehörig in den... na ja, hätte, hätte, hätte.

Jetzt sieht alles anders aus. Aber es gab die große Chance: Rennen 8 - die Hydraulik läßt in der Wende das Groß back stehen, der Monsterkat bekommt den Wind von der falschen Seite, der Luvrumpf steigt unaufhaltsam gen Himmel, der riesige Tragflügel donnert mich einem großen Splash in die Bay, der Nespresso-Schlitten zerbröselt in tausend Teile. Dean Barker und die Crew, soweit sie überlebt hätte, wären ohne Cup, aber als als unangefochtene Gewinner aller Herzen nach Hause gefahren und wären bei Wein, Weib und Gesang für den Rest ihres Lebens steuerfrei als Nationalhelden gefeiert worden. So die Alternative im anderen Raum-Zeit-Kontinuum.

Nicht aber in der Wirklichkeit. James Spithill hat in den Hochrechnungen bereits die vorgezogene Präsidentenwahl mit 89,4% der Stimmen gegen Obama gewonnen - bislang hat kein Ami gemerkt, dass Spithill Australier ist, weil sie alle denken, dass der komische Akzent aus Alaska kommt. Sarah Palin hatte ja auch keiner verstanden, obwohl es weniger an ihrem Akzent gelegen haben durfte. Sir Ben Ainslie ist schon als Vizepräsident nominiert, besonders durch Stimmen aus dem Süden, wo die Baumwollfarmer mit einem "Sir" im Amt dem aktuellen Präsidenten einen Denkzettel verpassen wollen.

Eins hat dieser Cup allerdings, was noch keinem so recht klar geworden ist. Egal wer gewinnt, siegen wir der Commonwealth of Nations, sei es durch Neuseeland oder durch das Gespann Australien/England. Der Cup geht am Ende also an das britische Empire und damit die Queen, komme was wolle. Der Cup kommt nach Hause. There is no second.


Inspiriert vom sensationellen Kiwi-Humor im The Civilian. Abschreiben ist nach der chinesischen Kultur ein Zeichen von Anerkennung, und genau so ist es hier gemeint.

Foto: © ACEA / PHOTO ABNER KINGMAN

Freitag, 10. Mai 2013

America's Cup - Die Götter sind gut, die Priester grausam

Foto: Artemis Racing/Sander van der Borch
Ganz davon abgesehen, dass sich hier in letzter Zeit sowieso die Stille ausgebreitet hatte, war Lobster One bei einem Thema schon immer ganz piano: dem America's Cup. Warum? Weil Segeln Spaß machen soll und beim AC drei Parameter dem Lobster selbigen rauben: 1. Larry Ellison, 2. Katamarane und 3. zu viel Hype um zu wenig von dem dem, was Segeln ausmacht. Da viele das aber scheinbar toll finden und Lobster One nicht die Meckerkiste sein will, war die Entscheidung: "Klappe halten." Gesagt, getan - mit einigen kleinen humorigen Ausnahmen.

Gestern vereinte die grausame Ironie des Schicksals zwei Dinge an einem Tag: die Premiere von Larry Ellisons Dokumentarfilm "The Wind Gods" über seinen Sieg beim 33. America's Cup, und den Tod von Andrew Simpson bei Training der AC 72 ARTEMIS RACING in der San Francisco Bay. Die Tragik des Unfalls und das Leid der Angehörigen und Freunde sind unbeschreiblich und sollen unbeschrieben bleiben. Die Windgötter haben Ellison gezeigt, dass sie sich seinem Willen nicht beugen. Er wird daraus nicht lernen.

"Die Götter sind gut, die Priester grausam." - Voltaire

Katastrophenfotos von ARTEMIS gibt es im Netz genug, hier eins von schönen Tagen.