Für dieses Foto ein erfrischender Dank an die Royal Australian Navy. |
So viel in der Szene passiert, und der Lobster schweigt. Tja, die kleine Lobster-Brut hat Priorität. Aber ab und zu juckt es eben doch, und da kam heute der Artikel von Matt Sheahan in der Yachting World in die Lobster-Griffel: "Australians out of next Americas Cup". Da musste sofort das Foto rausgekramt werden, dass schon im Oktober 2010 gute Dienste geleistet hatte.
Team Australia, der Challenger of Record, zieht sich aus dem Americas Cup zurück. Das ist in etwa, wie wenn eine Braut auf dem Weg zum Altar doch lieber abbiegt und nach Goa zum Surfen geht. Also eben halt nicht so förderlich für die Hochzeitsfeier. Und schon irgndwie vielsagend...
Der Americas Cup erinnert mich an meinen Schulfreund Steffen. Steffen war unbremsbarer Freund von Brettspielen, am liebsten Strategespiele. Wäre Steffen 10 Jahre später geboren, wäre er wohl ein Sim City oder World of Warcraft-Junkie geworden. Wie auch immer, Steffen hatte jedes verfügbare Spiel, und er analysierte jedes Spiel bis ins Kleinste. Sauber in einem Aktenordner sortiert gab es zu jedem Spiel und jedem Spielzug Listen und Statistiken, wann man wie die meisten Punkte sammeln konnte und welcher Zug den Gegner unrettbar in die Verdammnis führen würde.
So weit, so gut. Dann kam der schwierige Part. Harald brauchte Mitspieler. Wer also gerade keinen 80sten Geburtstag der Oma, hohes Fieber oder Stubenarrest vorzuweisen hatte, wurde über kurz oder lang zum Spielen verhaftet. Wer sich dann auf dem Weg zu Steffen nicht noch glücklicherweise das Bein brach, die Oma sich kurzfristig noch zum 80sten Geburtstag durchringen konnte, und man es auch nicht geistesgegenwärtig geschafft hatte, durch Feuer legen, Wohnzimmerwände bemalen oder den Lack von Papas Auto zerkratzen doch noch Stubenarrest zu bekommen, dann landete man in der Spielekammer des Schreckens. Zweieinhalb Stunden ein Spiel spielen, von dem man noch nicht mal die Regeln verinnerlicht hatte, vor jedem Spielzug abwartend, bis Steffen in seinen Unterlagen den richtigen Maximalpunktezug für sich herausgesucht hatte, um dann 149.781 zu 29 Punkten gegen Steffen zu verlieren. Für Alkohol waren wir zu jung.
Das Beeindruckende war weniger die Deutlichkeit der Niederlage, die Fragwürdigkeit der eigenen Rolle in diesem Schauspiel, oder die analytische Kraft von Steffens Hirn. Nein, was erstaunte war, dass Steffen sich ernsthaft über den phänomenalen Sieg freute. So richtig. Richtig dolle. Wie ein Kind. Und ganz ernsthaft meinte, was für ein großartiger Spieler er war. Denn Spielen sei ja eigentlich reine Glückssache - und etwas Köpfchen.
Aber worauf wollte ich eigentlich hinaus? Vergessen. Egal. Irgendwas mit Bob Oatley's Stubenarrest. Und Sir Ben Ainslie kann leider erst später, weil seine Oma 80 wird.