Donnerstag, 22. Dezember 2011

Volvo Ocean Race 2011/12 - Vom Stealth-Golfen, Spionen und dem Space Shuttle

"The Doldrums for me are like a ... bunker on a golf course" sagte Medienmann Hamish Hooper auf CAMPER agesichts des zweiten Mals, dass sich die Flotte den Kalmen auf der Südhalbkugel stellen muss. Bunker? Golf? Hört man da den Neid der CAMPER-Crew auf den Golfausflug der Pumas nach Tristan heraus? Mußten die Kiwis doch hart segeln, während die Turnschuhcrew mit Kühen das Green teilte und in Kneipen abhing...

Aber das MAR MOSTRO-Experiment zieht noch weitere Kreise. TEAM BREMEN war die hohe und trockene Reisegelegenheit für Boot und Crew des Puma-Syndikats nach Kapstadt. Und nun geht die gesamte Flotte huckepack, um den Piraten zu entkommen. Da würde ich mir als Pirat ja gleich das ganze Päckchen schnappen, aber leider ohne Crew, die wird wohl fliegen. Den Leckerbissen- Effekt für die Piraten, dass die gesamte Flotte auf einem Schiff versammelt ist, haben die Organisatoren der Regatta wohl auch geschmeckt und werden nicht müde zu erklären, dass die Crews nicht an Bord des Dampfers sein werden. Schlau, sonst würden die Piraten wohl wie die Schmeißfliegen am Frachter kleben. Der Hinweis, dass das Schiff mit bewaffneten Wachen gespickt ist, ermüdet die Piraten wohl eher, beruhigt aber die Veranstalter.

Na gut, den Huckepack-Plan gibt es länger als die TEAM BREMEN-Lösung, aber andersrum erzählt sich die Geschichte schöner. Die Boote segeln in die Stealth Zone, die bei 12 Grad Süd beginnt, und werden dann zu einem geheimen sicheren Hafen gebracht (Betonung auf "sicher"), wo sie verladen werden, um dann kurz vor Abu Dhabi wieder ausgespuckt zu werden. Aber wo werden die Boote verladen? Soll man spekulieren, oder soll man den Piraten kein Futter geben? Aber wieso sollten die Piraten 5 Segelyachten ohne Crew klauen? Dafür wird wohl keiner zahlen, zumal das VOR längst um wäre, bis die Verhandlungen vorüber sind und die Boote freigelassen werden. Hornberger Schießen, wobei die Piraten dabei die Hornberger wären..

Also: das nächste Land im Norden wären die Seychellen oder die Malediven, und dahin geht es durch die Doldrums. Das hört sich zeitlich schlecht planbar an. Oder abbiegen nach Madagaskar? Umdrehen nach Mauritius? Nein, bei dem Sicherheitsbedürfnis wäre die allererste Wahl Diego Garcia, dass nur an die 400 sm nordöstlich der derzeitigen Position von GROUPAMA liegt. Unter dem Schutz britischer und US-Truppen, weit ab von jedem somalischen Piratennest, und mit Hafen- und Verladeanlagen, wären alle sicher wie in Abrahams Schoß. Und wie die Bewohner von Tristan da Cuncha hätten auch die GIs und Tommys auf Diego Garcia mal etwas Abwechslung verdient. Und eine Insel, die als Notlandeplatz für das Space Shuttle vorgesehen war, sollte wohl auch ein paar Segler ausfliegen können.

Also ist der Lobster-Tip, dass Hamish Hoopers Golfplatz zwischen Stacheldraht und Parabolantennen (auch für GEODSS) mitten im "British Indian Ocean Territory" liegt, bewacht von 4000 Soldaten und Zivilangestellten (also Spionen), und für Piraten so tabu wie die Hölle für einen Schneeball. Fein gemacht, Volvo. Wer hält dagegen?

P.S. Nach einem doppelten Festplattencrash im Server war es etwas mühsam, Lobster One wieder an den Start zu bringen. Emails, die nach dem 07.12. an @lobster-one.com gingen, könnten trotz aller Bemühungen für immer im Orkus bleiben.

Foto: Hamish Hooper/CAMPER ETNZ/Volvo Ocean Race