Mittwoch, 28. November 2012

ICOYC Commodores' Cup 2012 - die Story von der Pinne geht weiter

Geoff Peretz links, Jim Burns rechts
Das Bad im Solent hatte für sich schon zum allgemeinen Amusement ausgereicht (Lobster One vom 19. September 2012: DNF, DNS, DNS, Caipirinha). Den Clubfreunden des Steuermanns, des ehemaligen Vorsitzenden des Royal Vancouver Yacht Clubs, Jim Burns, reichte das aber noch nicht. Bei der diesjärigen Jahreshauptvesammlung mußte er für die Nummer drei Mal auf die Bühne.

Erst kam der Schuss vor den Bug: der Club verleiht jährlich die "Bird Rock Trophy" für das größte Missgeschick eines Seglers. "Bird Rock" rührt weniger von der Schönheit und Wildheit der  Ornithologie her als von dem, was die Vögel auf einem Felsen hinterlassen. Kanadisch-Britisch höflich also die Umschreibung für das, was hoffenltich ab dem nächsten Jahr der "Lobster One Guano-Cup" sein wird. Die goldene Himbeere des Segelns, wenn man so will. Die englische Version des Lobster-Artikels vom September über das Bad im Solent diente als Laudatio auf Jim. Er hatte damit gerechnet und war auf die Erniedrigung vorbereitet.

Doch es kam noch besser. Der amtierende Vorsitzende des RVYC, Geoff Peretz, hatte sich vom Royal Southern Yacht Club die gesplitterte Pinne der Unglücks-J 80 besorgt und einen Preis gestiftet: die "Solent Swimmer Trophy", die für immer Jim Burns unfreiwilliges Bad im englischen Traditionsgewässer verewigt. Der Stiftungstext lautet: 
"In Honor of PC James D. (Jim) Burns' September 2012 swim in the Solent, Hamble, England. To be presented to the RVYC member who shows greatest swimming prowess during an unintended aquatic event."
Dazu die explodieret Pinne auf hochglanzlakiertem Holz. Das hat Stil.

Jim war seinem eigenen Bericht zufolge ebenso gerührt wie gebauchpinselt und vorgeführt, und die versammlete Menge johlte. Dann kam der dritte Schuss: Jim wurde zum Ehrenmitglied des Clubs ernannt, eine Ehre, die bislang nur 20 Lebenden in einem Club mit über 5000 Mitgliedern zuteil geworden ist.

Fazit:
Es muss mehr goldene Himbeeren geben. Wie soll sie aussehen, was sind die Qualifikationsvoraussetzungen und wer ist die Jury? Vorschläge an L1@lobster-one.com.

Mittwoch, 24. Oktober 2012

Rolex Middlesea Race 2012 - ESIMIT EUROPA 2 wieder erste im Ziel


3 Tage, 13 Stunden, 33 Minuten und 15 Sekunden brauchte Igor Simcics slowenische 100-Fuß-Maxi für den Traditionskurs und holte damit zum dritten Mal in Folge Line Honours. So durchsichtig wie das Tuch, so schwach war der Wind, und die Mannen im Rigg auf der Suche nach Wind erinnerten an ICAP LEOPARD auf dem Transatlantic Race im letzten Jahr.

Foto: Rolex/Kurt Arrigo

Dienstag, 23. Oktober 2012

Rolex Middlesea Race 2012 - Topfschlagen




Immerhin geht es vorwärts am dritten Tage des Rolex Middlesea Race. VARUNA (Ker 51, Jens Kellinghusen) schlägt sich wacker und lag bei Stromboli in ihrer Klasse 2 IRC nur eine gute Stunde berechnet hinter der führenden SPEEDY (Marten 49) des RMSR-Wiederholungstäters Hans-Jürgen Riegel (wie in "Gummibärchen"). Schwarz-Rot-Gold beansprucht also die Führungsplätze in dieser Klasse. SHAKTI muss sich noch ein Bischen beeilen - so gut man sich mit ohne Wind eben beeilen kann. In Klasse 1 IRC prügeln sich RAN (Niklas Zennström) und STIG (Allesandro Rombelli) um die Vorherrschaft in der 72-Fuß-Abteilung und belauern sich in Sichtweite. Im Rating liegen sie nur 3 Tausendstel auseinander. Es bleibt spannend.
Das Rolex-Video zeigt Lust und Pein des Leichtwindsegelns. Ab 2:20m im Video spricht Chris Opielok per Telefon von Bord KOHINOOR.

Donnerstag, 18. Oktober 2012

AC 72 - Expensive Day on the Bay

Tolle Aufnahmen von der Golden Gate Bridge... und der Oracle AC 72, den die Jungs auf den Kopf gestellt haben. Lauscht man den Kommentaren der Crew, haben auch in Extremsituationen die Kiwis das Sagen an Bord. Die Jungs haben das Problem, dass sie mit dem RIB nicht so richtig an das Boot rankommen, und rüberzusteigen und "irgendwas" zu tun. Das löst sich dann aber ganz schnell von selbst, als der Mast mit einem fiesen Karbonknirschen bricht. Ab dann ist alles einfach: aufsteigen, festbinden, nach Hause schleppen.

Expensive Day on the Bay.



Ein besonders feines Stück Journalismus ist der Fernsehbericht dazu. Scheinbar hat der Sender eine so hohe Zap-Rate bei seinen Zuschauern, dass das Thema des Berichts nach jedem Satz wiederholt werden muss. Die Hoffnung der sichtlich aufgeregten Sprecherin, dass das Boot bestimmt bald sinken wird, muss wohl enttäuscht werden.


View more videos at: http://nbcbayarea.com.

Mittwoch, 10. Oktober 2012

Americas Cup World Series SF - Knapp daneben...

Die meisten werden dieses Video schon kennen. Trotzdem: wenn Herr Spithill seinen Flugdrachen umschmeißen will, soll er das tun. Spannend wird es, wenn er dabei noch versucht, die Artemis-Schweden aufzuspießen. Der Trimmer läßt sich kurz ablenken und scheint zu überlegen, ob er auch dafür bezahlt wird, sich von einem Tragflügel erschlagen zu werden. "We're good, we're good!" erübrigt eine Kosequenz aus dem Gedankengang und er kann wieder an seiner Schot ziehen.

Freitag, 28. September 2012

ICOYC Commodores Cup 2012 - weiteres Beweisfoto

Foto: Guy Walters
Boat No. 3 und seine Pinne waren zuletzt Thema, und nun tauchen weitere Fotos auf. Team North America hing beim Auslaufen hinter Boat No. 3 "The Curmudgeon" an der Schleppleine und machte dieses Foto, wo die Pinne noch dort befestigt war, wo sie hingehörte, und der Rudergänger sie noch nicht entwendet und damit von Bord geflohen war. V.l.n.r: die rote Hose von Vancouver, San Francisco hält die Pinne, Marseille fummelt am Mast herum, Oslo kniet im Cockpit und streichelt die Winsch, und Hamburg steht am Achterstag und beschränkt sich auf die Beaufsichtigung der Szene, oder vermutlich nicht einmal das.

Mittwoch, 19. September 2012

ICOYC Commodores Cup 2012 - DNF, DNS, DNS, Caipirinha

Die internationale Yachtclubkonferenz des ICOYC (www.icoyc.org) endet nach drei Tagen voller Vorträge, Paneldiskussionen und Workshops traditionell mit dem Commodores Cup, drei kurze Rennen. Die Crews bestehen, wie es bei einem Commodores Cup gehört, meist aus Vorständen der Teilnehmerclubs, und Grau ist die dominierende Haarfarbe. Ursprünglich mal als Wettstreit zwischen den fünf Kontinenten ausgetragen, haben sich mittlerweile verschiedenen Crewkonstellationen gefunden. Eins der Teams mit dem Alias "The Curmudgeon" zählt ganz auf das Transatlantische Bündnis: San Francisco, Vancouver, Oslo, Marseille und Hamburg waren an Bord. Vancouver am Lenker, San Francisco an der Großschot, Marseille an der Genua, Oslo zum Klavierspiel und Hamburg als einziger Vertreter der Nicht-Grau-Fraktion bekam die Winschkurbel in die Hand.

Das Team strotzte vor Ehrgeiz. Im letzten Jahr bei der Vorgängerveranstaltung in Seattle hatte man sich zwei Bullets gesichert, aber im der dritten Lauf den Gennaker auf der J 105 so kunstvoll um Vorschiffsmann (Hamburg natürlich, klar wer turnen durfte) und Vorstag gewickelt, dass nur ein vierter Platz von fünf rauskam und insgesamt ein zweiter Platz. Team ANZAC gewann mit einem Punkt Vorsprung (2, 2, 1 gegen 1, 1, 4).

Jetzt ging es daran, in der J 80 alles besser zu machen. Die Boote waren von der Royal Yacht Squadron und dem Royal Thames Yacht Club geliehen, und es wurde ohne Gennaker gesegelt, um der Haarfarbe der Teilnehmer und der Abwesenheit eines Seezauns Tribut zu zollen. Das Regattagebiet war vor Portsmouth, Hampshire, um die Ecke von wo an den Tagen zuvor im Royal Southern Yacht Club in Hamble getagt worden war.

Gesagt, getan. Boot getuned, beim ersten Start an Position drei rausgekommen und auf der zweiten Kreuz einen Platz gut gemacht. Am Luvfass auch fast den ersten eingeholt, und mit Macht ging es ums Fass. Marseille, Oslo und Hamburg mit Blick nach vorn, Gewehr bei Fuß an Schoten und zum Leetrimm fürs Schmetterlingssegeln (macht man bei eine J 80 wohl so?). Vancouver wie gesagt am Lenker, San Francisco an der Großschot. So weit so gut.

Anstatt nur abzufallen, machte das Boot einen weiteren 180-Dreher in den Wind, so dass die Vorausblickenden das Luvfass nochmals zu sehen bekamen. Ein erzürnter Blick nach achtern animierte zum Staunen: San Francisco hing aussenbords, Vancouver war gänzlich nicht mehr da. San Francisco schien bemüht zu sein, die Aufmerksamkeit der an Bord verbliebenen zu erhaschen, um aus dem Wasser gezogen zu werden. Dem entsprachen Marseille und Hamburg mit einem Griff in den Hosenbund gerne. Was war passiert?

Vancouver hatte Ruder gelegt, die Pinne brach ab, und beide flogen rücklings über Bord - also Vancouver und Pinne. San Francisco hatte entschieden, sich an der Großschot festzuhalten, was mangels anderer Festhaltemöglichkeiten keinen schlechte Idee war, aber eben nur die Schot dichtholte und auch im Teich endete.

Was dann? San Francisco war wieder an Bord, Vancouver schwamm achteraus, hinterlistigerweise mit der Pinne in der Hand. Hamburg griff sich den Rest der Pinne und animierte die Crew zu einem Mann-über-Bord-Manöver, dem das Sicherungsboot in der Nähe allerdings zuvorkam. Vancouver reichte den Rettern erst die Pinne und wurde dann ins Boot gezogen und aufs Startschiff gebracht. Er ist Anwalt, also mußten zuerst die Beweise gesichert werden.

Seine Crew war etwas besorgt, da es dauerte, bis er aus dem Wasser gezogen war. Erst weg vom Regattakurs und dann zum Startschiff, wo Vancouver mittlerweile munter aber naß an Deck stand. Die Rettung hatte etwas gedauert: ein stattlicher Mann in nassen Klamotten gegen ein Retterteam aus zwei zierlichen aber beherzten Mädels ohne Gewichtheberkarriere. Danke an das RSrnYC-Safety-Team, ihr wart schnell!

Hamburg preite das Starschiff an: "We'd like our skipper and our tiller back!" Den Skipper gab es zurück, die Pinne blieb konfiziert.

Mit Regatta war nichts mehr, aber mit Handschuhen konnte man den aufgepilzte Pinnenstumpf bei dem mäßigen Wind halten, also zurück nach Hamble und unangefochten als erster an der Bar. Vancouver und San Francisco duschten das Salz von den Klamotten und bestellten einen Drink. Der Barmann trocknete das geteichte Bargeld auf der Burgerbratplatte. Dann machte der Caipirinhastand auf, eine Batala-Band sorge für ordentlich Lärm und die Pinne wurde übergeben. Alles war gut.


Gezogene Lehren:
1. Fußschlaufen sind auf einer J 80 eine gute Idee.
2.Wenn der Rudergänger von Bord gehen möchte, ist das seine freie Entscheidung. Wenn er dabei die Pinne mitnimmt, ist das den verbliebenen Crewitgliedern gegenüber kein nobler Zug

Gewonnen hat übrigens das Gastgeberteam RSrnYC.

Fotos: Lobster One